Von Reto De Martin
Ein Informationssystem ist ein System, das für die Zwecke eines Unternehmens entwickelt und implementiert beziehungsweise in diesem Betrieb eingesetzt wird. Ein Informationssystem kombiniert die für seinen Zweck notwendigen Elemente aus Organisation, Management sowie Technik und ist in optimale Strukturen eingebunden. Die Business-Software stellt dabei die Elemente aus dem Segment Technik bereit. Die Aufgabe, technische Elemente mit sozialen zu kombinieren und eine harmonische, funktionale und zielführende Ganzheit zu schaffen, kommt dabei dem Menschen zu. Zeigt er sich unwillig oder unfähig, wird die Schuld gern auf die schlechte Software geschoben. Am Beispiel des revidierten Rahmenlehrplans der Höheren Fachschule für Wirtschaftsinformatik (HFWI) werden die Kompetenzen aufgezeigt, die für eine erfolgreiche Implementierung erforderlich sind. Es sind genau die Kompetenzen, die diplomierte Fachkräfte der Wirtschaftsinformatik einbringen, um den Prozess der erfolgreichen Nutzung von Business-Software zu formen. Der Rahmenlehrplan der HFWI ist nach dem in der Praxis bewährten Kompetenzmodell «Plan-Build-Run-Enable-Manage» aufgebaut. Entlang dieses Modells müssen in der realen Wirtschaftswelt ganzheitliche Informationssysteme unter Nutzung neuer Business-Software konstruiert und betrieben werden.
Business Case zeigt Nutzen auf
Die Planung von Systemen zur unternehmerischen Nutzung der Informationstechnologie markiert die unverzichtbare Analyse und die gedankliche Vorwegnahme der Zukunft und des Umsetzungsweges. Zur Analyse gehört das Verständnis der Unternehmensstrategie und die Ableitung griffiger ICT-Strategien. Welchen Beitrag soll die Business-Software zur Bündelung der Kräfte im Unternehmen und im Markt leisten? Ein Business Case zeigt auf, ob das Vorhaben eine positive Wirkung entfalten und sich wirtschaftlich lohnen wird. Unter Berücksichtigung von Anforderungen und Regeln der Anspruchsgruppen werden kreative Lösungen sowie neue Ideen und Konzepte entworfen. Als Folge wird ein Projekt zur Nutzung der Potenziale initialisiert und geplant. Nun gilt es, die Konzepte umzusetzen, das Informationssystem unter Berücksichtigung der Kundenbedürfnisse zu spezifizieren. Mit Kunden sind dabei alle Anspruchsgruppen gemeint. Entsprechend gilt es, alle wesentlichen Stakeholder in die Projektorganisation einzubinden. Welche Verbindungen sind erforderlich, um die verschiedenen Komponenten zu einem Gesamtsystem zusammenzuführen, welche systematischen Prüfverfahren für Kundenanforderungen und ICT-Systeme sollen entwickelt und welche Testverfahren durchgeführt werden? Wirtschaftsinformatikerinnen und Wirtschaftsinformatiker erarbeiten die betriebsspezifischen Antworten und sorgen für deren Umsetzung und Dokumentation. Damit sind die Voraussetzungen gegeben, um neue Business-Software auf dem Markt im Einklang mit formalen und rechtlichen Vorgaben zu evaluieren.
Software-Rollout ist Veränderung
Je innovativer das neu zu schaffende Informationssystem sich präsentiert, je umfangreicher und bei den Betroffenen unbekannter die Funktionen der neuen Business-Software sind, desto ausgeprägter muss bei der Abwicklung von Projekten auf den Faktor Mensch geachtet und die Veränderungen als Folge der neuen Lösungen mitgestaltet werden. Wirtschaftsinformatikerinnen und Wirtschaftsinformatiker schaffen es, als Leader im Unternehmen Menschen zu verbinden und zu motivieren, Teams zu führen und Konflikte aufzulösen. Sie schaffen die Voraussetzung, um den Wertbeitrag des eigenen Teams zu den Organisationszielen des Unternehmens zu maximieren. Ihre selbstsicheren und überzeugenden Erklärungen und Präsentationen schaffen Vertrauen. Stillstand bedeutet Rückschritt. Mit der Nutzung von Business-Software kommen die Erfahrungen, mit Erfahrungen entstehen auch schnell neue Ideen. Durch die lösungsorientierte Betreuung der Nutzerinnen und Nutzer, die sorgfältige Erhebung von Problemen und die stetige, systematische Weiterentwicklung von Informationssystemen wird sichergestellt, dass der unternehmerische Nutzen ständig weiterentwickelt und so die Marktposition gestärkt wird. Dazu gehört auch die Berücksichtigung der verschiedenen Lösungen für ICT-Informationssicherheit und für ICT-Qualität, die sich in einem sehr dynamischen Umfeld behaupten müssen.
Das Orchester leiten
Positiv herausragende Informationssysteme sind das Ergebnis hervorragender Zusammenarbeit. Fachkräfte der Wirtschaftsinformatik koordinieren das Ensemble, das sich aus Spezialistinnen und Spezialisten verschiedenster Fachexpertisen zusammensetzt. Wer ein erfolgreiches Orchester leitet, ist weder die beste Geigenspielerin noch der fähigste Trompetenspieler. Orchesterleitende profilieren sich aber durch ausreichende Fachkompetenz, um die verschiedenen Instrumente und Koryphäen zu einer wohlklingenden Gesamtheit zu verbinden. Sie verfügen über die Methodenkompetenz, diese Einheit zu gestalten, und über die Sozialkompetenz, auch schwierige Charaktere und verunsicherte Mitglieder des Ensembles zusammenzuführen. Das Berufsbild und die Summe der Handlungskompetenzen von Wirtschaftsinformatikerinnen und Wirtschaftsinformatikern HF sind genau auf dieses generalistische Profil ausgerichtet.
Berufsbegleitend als Erfolgsfaktor
Die Höhere Berufsbildung ist das Erfolgsmodell der berufsbegleitenden Aus- und Weiterbildung. Höhere Fachschulen sind besonders auf die Anwendung und den permanenten Praxistransfer von Lerninhalten während des Studiums ausgerichtet. So werden Handlungskompetenzen in Verbindung von Lehre und Praxis entwickelt. Der Erfolg von Business-Software wird überwiegend durch fundierte Analyse und Planung, sorgfältige Konzepte und umsichtige Einführung geprägt. Dauerhafte Betreuung und Weiterentwicklung sichern den Erfolg langfristig. Setzen Sie nebst der passenden Business-Software also auch auf fundierte Wirtschaftsinformatik.