Die durch die Digitalisierung verursachten Veränderungen werden von vielen als eher positiv empfunden. Beispielsweise wird die Arbeit als vielfältiger und autonomer erlebt. Aber Themen wie Arbeitsplatzunsicherheit oder Veränderungen im Jobprofil werden klar weniger vorteilhaft gesehen. Dies zeigen erste Ergebnisse einer neuen Studie des IAP Institut für Angewandte Psychologie der ZHAW. Die Studie «Der Mensch in der Arbeitswelt 4.0» stellt den Menschen ins Zentrum des digitalen Wandels und fragt, wie Mitarbeitende die digitale Transformation erleben und einschätzen. Dazu befragten ZHAW-Forschende über 600 Fach- und Führungspersonen in der Schweiz.
Mehrheit sieht Job durch Digitalisierung nicht gefährdet
Die ZHAW-Studie zeigt, dass es kein einheitliches Verständnis von Digitalisierung, digitaler Transformation oder Arbeiten 4.0 gibt. «Einige der Befragten verstehen darunter Automatisierung und Beschleunigung, andere mobil-flexible Arbeitsformen oder Social Media», sagt ZHAW-Forscherin Sarah Genner, welche die Studie zusammen mit einem Team durchgeführt hat. Wieder andere denken an Industrie 4.0, Big Data, Robotik oder Künstliche Intelligenz. «Obwohl gemäss vielen Studien knapp die Hälfte der Arbeitsplätze durch die digitale Transformation wegfallen wird, denken mehr als drei Viertel, dass ihr Job in Zukunft nicht durch Maschinen ersetzt wird». Dies ist womöglich auch auf das überdurchschnittlich hohe Bildungsniveau der Befragten zurückzuführen. Denn der Jobverlust durch Digitalisierung betrifft in der Regel eher weniger gut Ausgebildete.
Mobil-flexibles Arbeiten meist möglich
Der digitale Wandel in der Arbeitswelt beinhaltet auch Entwicklungen, die mehrheitlich positiv wahrgenommen werden, wie die Arbeit in Smart Workplaces oder im Home Office. So geben in der ZHAW-Studie 83 Prozent der Befragten an, dass mobil-flexibles Arbeiten in ihrer Organisation möglich ist. Zeitlich und örtlich flexibles Arbeiten wird von drei Viertel als positive Veränderung wahrgenommen. Knapp die Hälfte können dazu mobile Arbeitsplätze innerhalb der Organisation nutzen. Einen eigenen Arbeitsplatz besitzen noch immer vier Fünftel der Befragten. 57 Prozent glauben aber, dass dies in den nächsten fünf Jahren nicht mehr der Fall sein wird. Die meisten sind bezüglich Arbeitszeitpunkt und Arbeitsaufwand autonom. Nur 38 Prozent der Befragten haben Vorgaben, wann sie arbeiten müssen. 85 Prozent wünschten sich dabei weniger Kontrolle.
Ständige Erreichbarkeit belastet
Berufs- und Privatleben vermischen sich durch ständige digitale Erreichbarkeit immer stärker. Zwei Drittel der Befragten ist die Trennung von Arbeit und Freizeit jedoch wichtig. 80 Prozent gelingt dies auch fast immer oder häufig. 46 Prozent sind jedoch auch ausserhalb der Arbeitszeit digital erreichbar. Ein Viertel wird nervös, wenn sie nicht online sind. Die ständige Erreichbarkeit hat auch Auswirkungen auf die Gesundheit. Bei knapp der Hälfte der befragten Personen verschlechtert sich dadurch die Gesundheit oder sie haben Schlafprobleme. 41 Prozent entspannt es, wenn sie offline sind.
Digitale Kommunikation führt nicht zu besseren Entscheiden
Gemäss knapp der Hälfte der Befragten hat sich die Führung von Mitarbeitenden verändert: «Es wird mehr auf räumliche Distanz und mittels digitaler Kanäle geführt», erklärt Sarah Genner. «Selbstführung wird dabei zunehmend wichtig.
Zudem wird noch mehr über Identifikation und Zielvereinbarungen geführt.» Viele Organisationen legen Wert auf ein lernförderliches Klima. 72 Prozent der Befragten sagen, dass ihre Vorgesetzten dafür sorgen, dass sie ihre digitalen Kompetenzen weiterentwickeln können. In Teams wird am häufigsten über E-Mail, in Meetings oder mittels informellen Absprachen kommuniziert. Neuere digitale Kanäle wie Instant-Messaging-Programme, Skype oder Slack, aber auch das Telefon werden vergleichsweise wenig genutzt. Dank digitalen Medien fühlen sich viele Arbeitnehmende zwar besser informiert. Die Entscheide werden dadurch aber weder besser, noch werden sie im Arbeitsalltag effizienter umgesetzt, so das Feedback der Befragten. Auch bei der Weiterbildung hält die Digitalisierung Einzug. 55 Prozent möchten sich künftig in einem Blended-Learning-Format weiterbilden, in dem Präsenz-Kurse und digitale Lernformen gemischt sind. In der Personalrekrutierung haben sich Social-Media-Kanäle bereits durchgesetzt.
IAP-Studie «Der Mensch in der Arbeitswelt 4.0»
Die Digitalisierung prägt und verändert unsere Arbeitswelt. Das IAP Institut für Angewandte Psychologie hat Fach- und Führungspersonen in der Schweiz befragt, wie sie dies erleben und beurteilen. Von den rund 630 befragten Personen stammen ein Drittel aus KMUs und zwei Drittel aus Grossunternehmen. Zwei Drittel der Befragten haben Führungsaufgaben und 70% haben mindestens einen Fachhochschulabschluss. 45 Prozent der Befragten sind männlich und 55 Prozent weiblich. Das Durchschnittsalter beträgt 45 Jahre.
Start nächster Lehrgang Arbeitskompetenz 4.0: Freitag, 8. September 2017
Nächste Infoveranstaltung Arbeitskompetenz 4.0: Montag, 3. Juli 2017
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Quelle: ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften